Wie leben Frauen mit Behinderungen in einem Land wie Togo?
Laure Akofa Tay: Obwohl sich die Situation von Frauen mit Behinderungen zunehmend verbessert, sind sie immer noch doppelter Diskriminierung ausgesetzt: weil sie Frauen sind und weil sie eine Behinderung haben. Von manchen Familien werden sie sogar verstoßen. Das gilt übrigens auch für Mütter von behinderten Kindern. Ihre Männer verlassen sie wegen der Behinderung des Kindes. In einigen Gegenden werden Frauen mit Behinderungen mitleidig betrachtet. Man glaubt, sie seien nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen, und mancherorts herrscht sogar die Vorstellung, dass sie Hexen seien.
Was sind die größten Barrieren?
Laure Akofa Tay: Die meisten dieser Frauen können weder lesen noch schreiben. Deshalb sind ihre Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden, sehr gering. Manchmal haben sie auch kaum Zugang zu medizinischer Versorgung, weil sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Meistens ist es schwierig für sie, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Denn immer noch wehren sich viele Familien dagegen, dass ihre Söhne Frauen mit Behinderungen heiraten. Auch weigern sich Vermieter immer wieder, ihnen eine Wohnung zu vermieten. Oder es kommt vor, dass Menschen keine Produkte aus ihrem Geschäft kaufen wollen. Die Folge ist, dass viele dieser Frauen kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten und folglich ein sehr geringes Selbstwertgefühl haben.