Runde Basttaschen mit Lederriemen zum Umhängen © CBM/Happuc

Mit Basttaschen die Existenz sichern

Ein eigenes kleines Geschäft! Davon haben schon viele geträumt. In einem Workshop für die Herstellung von Basttaschen arbeiten Frauen mit Behinderung in Togo ganz konkret daran, sich diesen Traum zu erfüllen.

Schneiderin, Obstverkäuferin und ... Taschenknüpferin!

Edvige kniet beim Arbeiten: Konzentriert verknüpft sie feine Baststreifen zu einem dicken Strang. © CBM
Edwige möchte ihre Töchter unterstützen und hofft, mit Bastarbeiten dazuverdienen zu können.

Edwige Gbedey kniet auf dem Boden, umgeben von einem Wust aus langen Baststreifen. Konzentriert beginnt sie, die feinen Streifen zu verknüpfen. Hier im Workshop lernt sie zusammen mit anderen Frauen, daraus Taschen herzustellen.

Als Kind erkrankte sie an Kinderlähmung

Die 49-Jährige hofft, dass sie so ihre Einkünfte aufbessern kann. Bisher schlägt sie sich als Schneiderin in der Hauptstadt Lomé durch und arbeitet außerdem als Obstverkäuferin. In ihrer Kindheit erkrankte sie an Polio (Kinderlähmung), seither sitzt sie im Rollstuhl. Edwige geht es so wie vielen Frauen mit Behinderungen in Togo.

Ausgrenzung schon in der Schule

Schon früh hat sie Ausgrenzung erlebt. Das begann bereits in der Schule: „Immer wieder wurde ich von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern gehänselt“, berichtet sie. Irgendwann weigerte sie sich deshalb sogar, weiter zur Schule zu gehen.

Edwige ermöglicht die Bildung ihrer Töchter!

„Später wurde ich von einem Mann schwanger, der mich wegen meiner Behinderung mit meinen beiden Töchtern sitzenließ“, erzählt sie. Auch damit ist sie kein Einzelfall. „Deshalb habe ich angefangen, neben der Schneiderei auch Früchte zu verkaufen, um für meine Töchter sorgen zu können“, sagt Edwige Gbedey.

Sie hofft, mit dieser Fortbildung ihre Kenntnisse zu erweitern, um ihre Töchter weiter unterstützen zu können. Damit sie es einmal besser haben als sie!

Taschen-Workshop des CBM-Partners APROFEHTO in Togo

Runde Basttaschen, im Vordergrund eine nähende Frau mit Mund-Nasen-Schutz

Behinderung gilt in Togo als Fluch

Frauen mit Behinderung sind in einem Land wie Togo oft besonders diskriminiert – denn häufig gilt eine Behinderung dort noch als Fluch. Viele dieser Frauen haben keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen und einen Beruf zu erlernen.

CBM-Partner fördert Existenzsicherung

Das Projekt des CBM-Partners APROFEHTO hilft ihnen, auf eigenen Füßen zu stehen. Zum Beispiel, indem sie lernen, Taschen zu fertigen – so können sie später einen eigenen kleinen Laden oder einen  Stand auf dem Markt eröffnen.

Frauen werden zu Multiplikatorinnen

Kofinanziert wird das Projekt vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Etwa 20 Frauen aus Lomé, die sich nach ihrer Ausbildung eine Existenz aufbauen konnten, unterrichten nun ihrerseits Frauen mit und ohne Behinderungen auf dem Land.

Zu diesen Frauen gehört Beatrice Agbodaze.

Unser Partner

Die Nichtregierungsorganisation "Association pour la Promotion de la Femme Handicapée" (APROFEHTO) in Togo ist die einzige im Land von und für Frauen mit Behinderung. Sie wurde 1997 gegründet.

Ihr Ziel ist es, die Frauen zu stärken, sie über ihre Rechte aufzuklären und sie weiterzubilden. Zum Beispiel vermittelt APROFEHTO Wissen zu einkommensschaffenden Aktivitäten und bietet Workshops an – wie zur Herstellung von Taschen.

Außerdem unterrichtet der Partner Frauen mit Behinderung und Mütter mit behinderten Kindern im Umgang mit Finanzen – und ermöglicht die Arbeit von Spargruppen, indem die Teilnehmerinnen geschult und mit den nötigen Hilfsmitteln (z.B. abschließbare Geldkassetten) versorgt werden.

 

Zum Download: Hintergrundinformationen

  • Eine Frau, umgeben von verschiedenen Stoffen, sitzt hinter einer Nähmaschine und lächelt.

    Themenpaket "Gerechte Chancen für alle – Frauen mit Behinderungen stärken"

    pdf2.7MB, barrierefrei

    Eine Milliarde Menschen haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Behinderung. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Sie sind oft vom politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben ausgeschlossen. Viele Barrieren müssen überwunden werden, um dies zu ändern.

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