Eine alte Frau steht vor Bündeln von getrocknetem Gras © CBM/Hayduk

Den Hunger in Malawi besiegen

Immer mehr Menschen in Malawi sind von Hunger bedroht: 80 Prozent der Bevölkerung auf dem Land leben nur von dem, was sie ernten. Extreme Wetterlagen werden so schnell zu einer lebensbedrohlichen Katastrophe. Die CBM stärkt mit dem Entwicklungsministerium (BMZ) und ihrem Partner "The Hunger Project Malawi" die gefährdeten Menschen mit und ohne Behinderungen.

"The Hunger Project Malawi" sichert die Ernährung von 125.000 Menschen

In Malawi zerstören Dürrezeiten oder Überschwemmungen immer häufiger die Felder, die oft von Kleinbauern und -bäuerinnen bewirtschaftet werden. Der südostafrikanische Binnenstaat wurde als eines der anfälligsten Länder für die Auswirkungen des Klimawandels im südlichen Afrika eingestuft.

Hungerphasen

Die Menschen vor Ort berichten von immer wiederkehrenden Hungerphasen. Besonders betroffen sind die Distrikte Phalombe und Nsanje in der Südregion und Ntcheu in der Zentralregion Malawis, in denen ein Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt. Dort vertrocknen die Felder in den häufigen Dürrezeiten. Bei Überschwemmungen wird die Erde fortgerissen. Noch fehlt es an Wissen und Mitteln, um die Landwirtschaft daran anzupassen und neue Erwerbsquellen aufzutun.

Stärkung von 2.100 Menschen mit Behinderungen

Deshalb wird die CBM dort nun gemeinsam mit ihrem lokalen Partner "The Hunger Project Malawi" aktiv. Die Hilfe erreicht unmittelbar 21.000 Personen, darunter 2.100 Menschen mit Behinderungen. Die Maßnahmen verbessern aber letztlich die Situation für alle Menschen in den Distrikten. Somit gehören insgesamt 125.603 Menschen zur indirekten Zielgruppe.

Hilfskomponenten gegen den Hunger: Spargruppen, Corona-Schutz, Saatgut

  • Sieben Figuren bilden eine Gruppe

    Spargruppen

  • Zwei Hände

    Bessere Hygiene: Eimer zum Händewaschen

  • Eine Figur kniet vor einer Pflanze

    Versorgung mit Saatgut

  • Zwei Hände

    Bessere Hygiene: Eimer zum Händewaschen

Spar-Gruppen

Im Projektgebiet gibt es nicht genügend Banken, die Kredite anbieten. Wenn es welche gibt, verlangen diese in der Regel exorbitante Zinssätze. Eine bewährte Alternative für teure Kredite sind örtliche Spar- und Kreditgruppen (Village Economic and Social Association = VESA). Durch ihre Spareinlage haben Mitglieder Zugang zu Krediten mit angemessenen Zinssätzen. Nach einer festgelegten Laufzeit von meist einem Jahr werden die Spareinlagen und eingenommenen Zinsen an die Mitglieder ausgezahlt – und ein neuer Sparzyklus beginnt. Die Spar-Gruppen erzielen nach jedem Sparzyklus Gewinne, wovon ein kleiner Beitrag in einen Sozialfonds fließt, um z. B. Mitglieder bei Krankheiten oder Beerdigungen zu unterstützen oder Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen zu beschaffen. Diese Gruppen brauchen Kassenbücher, Geldkassetten, Stempel, Vorhängeschlösser und Sparbücher als Startpaket.

© FEDOMA
Verbessern die Hygiene: Wassereimer mit Hähnen zum Händewaschen

Schutz vor Corona

Alle Spar-Gruppen erhalten Eimer zum Händewaschen, um bei den Treffen die Ansteckung z.B. mit Corona zu verhindern.

Rotierende Anbau-Hilfe 

Die Spar-Gruppen werden mit Saatgut (Mais, Erdnuss, Sojabohnen, Süßkartoffeln, Gemüse) und organischem Dünger unterstützt – und zwar in einem rotierenden System. Nach der Ernte geben die Bauern 9 Säcke des Produktes (z.B. Mais) zurück. So werden alle Teilnehmer bis Projektende erreicht. Die zurückerhaltenen Produkte werden in neu gegegründeten Nahrungsmittel- und Saatgutbanken gelagert. Ein Komitee lokaler Bauern verwaltet diese Banken. Ohne solche Lagermöglichkeiten werden während der Erntezeit die Produkte meist  zu einem sehr niedrigen Preis verkauft, so dass die Gemeinden in Dürre-Zeiten nur über geringe Vorräte und Rücklagen verfügen. Bevor die Teilnehmer ihr Saatgut erhalten, werden sie in landwirtschaftlichen Methoden geschult, die an den Klimawandel angepasst sind. Dazu gehören bessere Möglichkeiten des Anbaus von Feldfrüchten, Schädlingsbekämpfung sowie die Ausbringung von organischem Dünger.

Schulungen zum Erosionsschutz

Während der Projektlaufzeit werden die Menschen im Bau von physischen Boden- und Wasserschutzbauten an Steilhängen geschult. Angeschafft wird dafür Ausrüstung wie Schnurwaagen und Schnüre, um die Neigung eines Geländes zu messen. Dies ist für die Konstruktion sogenannter "Contour line ridges" notwendig, welche die Bodenerosion verringern und die Wasserversickerung erhöhen. Im Rahmen des Projektes wird auch Vetivergras beschafft, das die Nässe der Regenzeit im Boden speichert. Ein Grundstock an Vetivergras wird in einer neu gegründeten Baumschule aufgezogen und dann an die Bauern verteilt. Eine Schulung zeigt den Bauern, wie sie das Vetivergras pflanzen, bewirtschaften und vermehren, so dass sie es mit anderen Gemeindemitgliedern teilen können.

Hilfskomponenten gegen den Hunger: Viehzucht, Bienenhaltung, Marketing

  • Kopf einer Ziege

    Viehzucht

  • Zwei Figuren, die eine Figur legt den Arm um die andere Figur.

    Imkerei-Starterpaket

  • Schale mit zwei Weizenähren

    Workshop zu gesunder Ernährung

  • Zwei Euromünzen

    Vermarktungsschulung

Ziege in einem Verschlag aus Ästen © CBM/Hayduk
Wer fünf Ziegen zur Viehzucht erhalten hat, gibt nach einem Jahr je fünf Tiere an eine andere Landwirtin oder einen andern Landwirt weiter.

Viehzucht

Ziegen verbessern nicht nur die Ernährung, sondern liefern auch Dung für die Felder. Durch ihren Verkauf können ihre Besitzerinnen oder Besitzer ihr Einkommen aufbessern. Entsprechend der Empfehlung des Landwirtschaftsministeriums werden je fünf Ziegen (vier weibliche und eine männliche Ziege) an Menschen im Projekt verteilt. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten ein Training für Viehzucht. Zu den Schulungesthemen gehören: Stallbau, Fütterung sowie Krankheitsbekämpfung. Damit noch mehr Menschen erreicht werden, reichen die Kleinbäuerinnen und -bauern nach einem Jahr fünf Ziegen an einen anderen Landwirt weiter. Das System wird von einem sogenannten "Viehzuchtausschuss" verwaltet, der in jedem Dorf eingerichtet wird.

Imkerei-Starterpaket

Gemeinden, die ihre Waldgebiete umweltfreundlich verwalten, erhalten Imkerei-Starterpakete. Die Kits enthalten Bienenstöcke, Smoker, Anzüge, Bienenhandschuhe, Gummistiefel, Erntewerkzeuge, Bienenbürsten, Bienenstocköffner, Messer, luftdichte Eimer, Extraktoren und Honigpressen. Diese werden von verschiedenen Unternehmen in Malawi als Set verkauft. Die Gemeindemitglieder erhalten eine Schulung zum Gebrauch, Aufhängen, Ernten und zur Produktivitätssteigerung.

Workshop zu gesunder Ernährung

Wenn die Menschen im Projektgebiet nicht gerade hungern, ernähren sie sich zwangsläufig sehr einseitig. Das führt zu Mangelerscheinungen und kann Behinderungen begünstigen. Ein Workshop zu gesunder Ernährung vermittelt den Menschen deshalb neue Techniken zur Auswahl, Zubereitung und Aufbewahrung von Lebensmitteln. Darüber hinaus soll eine gute Handhabung und Hygiene mit Lebensmitteln gefördert werden. Je nach den angebauten Feldfrüchten werden Rezepte vorgestellt.

Vermarktungsschulung

Mitglieder der Spargruppen werden darin geschult, künftig gewinnbringend zu arbeiten, indem sie auf Grundlage der Nachfrage produzieren und verkaufen. Wichtige Themen der Schulungen sind Marktkenntnis und Kundenbedürfnisse sowie Gewinn- und Verlustberechnung.

Rechte von Menschen mit Behinderungen stärken

Die traditionellen Führungspersonen haben die Verantwortung, alle Gemeindemitglieder zu berücksichtigen. Das Projekt wird deshalb mit ihnen zusammenarbeiten, um durch Aufklärungskampagnen das Bewusstsein für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken. Außerdem erhalten Menschen mit Behinderungen Hilfsmittel wie Gehstöcke, Hörgeräte und Brillen.

The Hunger Project – Partner der CBM in Malawi

The Hunger Project (THP-MW) und die CBM wollen Menschen mit Behinderungen stärken. THB-MW ist deshalb in Malawi aktiv: Seit 1999 ist unser Partner bei der malawischen Regierung registriert. Wir haben dieselbe Vision: Jedes Kind, jede Frau und jeder Mann in Malawi soll ein erfülltes Leben in Gesundheit, Eigenverantwortung und Würde führen können! Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert dieses Projekt.

Wir verfolgen mit THP-MW das Ziel, die arme Landbevölkerung in die Lage zu versetzen, Hunger und Armut nachhaltig zu bekämpfen. Die Menschen werden gestärkt, um Eigenständigkeit zu erlangen. Frauen werden dabei zu wichtigen Akteuren des Veränderungsprozesses, und wirksame Partnerschaften mit lokalen und nationalen Regierungen werden geschlossen. THP-MW hat bisher in 28  "Traditional Authorities" in neun Distrikten in Süd- und Zentralmalawi innovative Projekte zur Sicherung des Lebensunterhalts durchgefüht – dazu gehört die Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit.

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